Heute kam ich mit meiner Schülerin Flora in ein Gespräch über das Jugendwort 2017, dessen Wahl ich wie jedes Jahr mit viel Spaß und ungläubigem Kopfschütteln verfolgt habe.
Ich finde es immer spannend, wie sich die Jugend weiterentwickelt (um Himmels Willen, bei dem Wort wird einem mal wieder bewusst, wie alt man eigentlich ist), um cool und fresh zu bleiben, die vom Langenscheidt-Verlag durchgeführte Wahl des Jugendwortes ist zu diesem Zwecke Pflichtprogramm.
Hier die Wörter, die zur Auswahl standen – inklusive Erklärung, damit die Sache halbwegs verständlich bleibt.
· ermentieren (kontrolliertes Gammeln)
· Dab (Tanzfigur, bei der eine Hand vors Gesicht und die andere schräg nach oben gehalten wird)
· Was ist das für 1 Life? (Ausdruck von Erstaunen in einer außergewöhnlichen Situation)
· gefresht (ohne Durst, sitt)
· Squad (extrem coole Gruppe)
· nicenstein (perfekt, allen Wünschen entsprechend)
· selfiecide (Tod durch den Versuch, ein Selfie zu machen)
· Noicemail (nervige Sprachnachricht)
· I bims (Ich bin)
· GEGE (Good Game, gg, drückt Zufriedenheit aus, aus dem Computerspiele-Jargon)
· belastend (unschön, unangenehm)
· unlügbar (definitiv, unbestritten)
· Ahnma (versuche, es zu verstehen)
· vong (von)
· Merkules (Mischung aus Angela Merkel und Herkules)
· Bruh (Abwandlung von Bro, Bruder)
· unfly (uncool)
· fernschimmeln (nicht am gewohnten Platz chillen)
· geht fit (geht klar, passt)
· sozialtot (nicht in sozialen Netzwerken angemeldet)
· lit (sehr cool)
· napflixen (ein Nickerchen machen und dabei einen Film laufen lassen)
· looten (einkaufen gehen, aus dem Englischen für „Beute“)
· emojionslos (ohne Emojis)
· schatzlos (single)
· Textmarkeraugenbrauen (stark betonte, akkurate Balken anstelle von Augenbrauen)
· tinderjährig (alt genug, die App Tinder® zu nutzen)
· Teilzeittarzan (Jemand, der sich hin und wieder wie ein Affe verhält)
· tacken (Nachrichten schicken, während man auf dem Klo sitzt, Mischung aus „texten und kacken“)
· trumpeten (große Versprechen machen, ohne an die Folgen zu denken)
Hat man einmal die Lachtränen aus den Augen gewischt und sich mental damit abgefunden, die nächste Generation endgültig niemals ernst nehmen zu können, kann sich gar nicht recht entscheiden zwischen all diesen kreativen und originellen Optionen. Vor allem „gefresht“ wäre meiner Meinung nach ein toller Ersatz für „sitt“, das sich ja niemals richtig durchsetzen konnte.
Die Wahl wurde jedenfalls am Freitag geschlagen und das Jugendwort 2017 ist…tadaaa..
„I bims!“
Ob man damit zufrieden sein kann? Ich weiß es nicht und ich maße mir auch nicht an, diese Entscheidung nachvollziehen zu können.
Alles, was ich davon mitnehmen kann, ist, dass ich nicht mehr sagen werde, „Ich bin eine Grazer Nachhilfelehrerin!“, sondern „I bims, 1 Nachhilfelehrerin vong Graz!“
Kleiner Scherz natürlich.
Stephanie Gaberle,
Nachhilfelehrerin bei Easy Success
Anhand einer Geschichte, die ich aktuell mit einer Nachhilfeschülerin erlebe und die mich ein wenig aufregt, wollte ich mich einmal darüber ereifern, wie wichtig es ist, richtiges Feedback zu geben.
Meine Schülerin ist knapp 18 Jahre alt, kommt wegen Englisch freiwillig einmal in der Woche in unser Institut und hat in der kurzen Zeit, in der ich sie kenne, schon einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht: Sie traut sich jetzt, Englisch zu reden. Wenn man im Unterricht ständig in der Angst lebt, dass jeder Satz mit einem Fehler darin oder jegliche Unklarheit in einem Text sofort mit einer negativen Note bewertet wird, ist es verständlich, dass man den Mund irgendwann nicht mehr aufmachen möchte geschweige denn sich auf die schriftliche Matura freut.
Die Aufgabenstellung in der Schule lautete, einen „letter of complaint“ zu schreiben und meine Schülerin hat jeden Bullet Point erfüllt, hat nicht ansatzweise so viele Fehler verzettelt, dass ein 5er gerechtfertigt wäre und bekommt trotzdem einfach mal einen. Bumm. „Confusing.“
Keine weitere Anmerkung, keine konstruktive Kritik, kein Verbesserungsvorschlag. Auf ein Nachfragen meiner Schülerin hin kam noch die Begründung, sie hätte „nicht die gleichen Phrasen wie im Buch“ verwendet. Dass besagte gern in Beschwerdebriefe integrierten Phrasen aber nicht immer zwingend aus demselben Wortlaut bestehen müssen, kam nicht zur Sprache, anscheinend ist es sicherer, sich 1:1 an die Vorgaben im Buch zu halten, um als Lehrperson eine leicht zu korrigierende, standardisierte Erfüllung der Aufgabe zu erhalten. Dass dies meiner Schülerin suggeriert, sie dürfe nichts mehr ausprobieren, sie mache so viel falsch, dass sie nichts schaffe und ihre eigenen Ansätze seien nicht richtig, wird anscheinend nicht bedacht. Warum denn auch?
Stephanie Gaberle,
Nachhilfelehrerin für Englisch und Deutsch
Heute möchte ich eine sehr unterhaltsame Bildgeschichte, die aus der einfallsreichen Feder meines 7-jährigen Deutsch-Nachhilfeschülers Emre stammt, mit der Welt teilen. Ohne Bilder allerdings, weil ich finde, dass man die Storyline beim Lesen gut vor seinem inneren Auge zu visualisieren vermag. Im Folgenden kann man sich die (geringfügig korrigierte Version der) Geschichte zu Gemüte führen.
Es war einmal ein Kind namens Nikolas. Er ging in sein Bett und schlief ein, plötzlich kam aber ein Gespenst durch das Fenster und erschreckte ihn. Nikolas rannte in die Küche zu seinem Vater und rief: „Ich habe einen Geist gesehen!“
Der Vater sagte: „Was für ein Unsinn, das ist doch Unsinn! Geh wieder schlafen! Geister gibt es nicht!“
Der Vater hatte dabei nur selber Angst.
Nikolas rannte in sein Zimmer und warf sich seine Decke auf den Kopf. Er dachte sich: „Ich zeige meinem Vater, wie fürchterlich ein Geist sein kann.“
Er rannte wieder zu seinem Vater und versteckte sich im Dunklen. Dann machte er ein fürchterliches Geräusch. Der Vater erschrak und sah den Geist namens Nikolas im Dunklen stehen. Er erschrak wieder. Dann rannte er ins Zimmer von seinem Kind und sah das echte Gespenst. Dann glaubte er Nikolas.
Aber das Gespenst ging nie wieder weg.
Stephanie Gaberle,
Nachhilfelehrerin für Englisch und Deutsch
Zum Glück sitze ich in kritischen Bildungsfragen aller Art familiär direkt an einer Quelle aus gut ausgebildeten Pädagog_innen. Elisabeth Gaberle ist Vizerektorin der NMS Radenthein in Kärnten und verantwortlich für alles, was es dort an technischen Neuerungen gibt. Ein Grund für mich, einmal nachzufragen, wie die Umsetzung in der Schule denn so funktioniert.
Welche Tools/Apps eignen sich für den Einsatz im Schulalltag besonders gut?
Meine Lieblings-Tools für den Unterricht sind allesamt gratis und online:
· LearningApps: verschiedenste (kurze) kindgerechte Lernspiele für alle Gegenstände. In weiterer Folge kann man mit den SchülerInnen „kinderleicht“ eigene erstellen.
· KAHOOT: ein Online-Quiz, das als Unterrichtseinstieg bzw. Zusammenfassung eines Lerngebiets geeignet ist und den SchülerInnen (wohl auch den Lehrpersonen!) viel Spaß macht und als formatives Assessment auch aus didaktischer Sicht einen sehr hohen Mehrwert hat. Voraussetzung sind Beamer, Laptop (bzw. Interaktive Tafel), ev. Lautsprecher und natürlich entweder Computer, Tablets oder auch Smartphones.
· EduPuzzle: kurze Drag-and-Drop-Lernspiele von LehrerInnen für LehrerInnen für alle Schulstufen und Gegenstände
· DigiKomp8: Fix-fertige Unterrichtsstunden bzw. Projekte von LehrerInnen für alle Gegenstände in denen der Einsatz von digitalen Medien gefragt ist.
Welche Hürden (technisch, organisatorisch) gilt es für einen reibungslosen Einsatz noch zu überwinden?
Die wenigsten Schulen (vor allem die Volksschulen) sind für einen sinnvollen Einsatz von digitalen Medien zufriedenstellen ausgerüstet. Es bedarf einer vernünftigen w-Lan-Bandbreite, Beamern, Tablets, Lautsprechern und idealerweise auch Dokumentenkameras. Eine weitere Hürde ist teilweise auch der Willen und die digitale Kompetenz der Lehrpersonen. Ich habe das Glück, dass ich durch die Schulleitung die volle Unterstützung habe und seit 4 Jahren SCHILFs (schulinterne Fortbildungen) zu den verschiedensten Themen, bzgl. Digitaler Bildung, durchführen darf und mein Kollegium gut darauf anspricht.
Sind Digitale Medien im Unterricht wichtig? Wenn ja, warum?
JA – wir leben ein Leben, wo wir von digitalen Medien (Smartphone, Tablet, Computer …) umgeben sind. Die heutigen SchülerInnen kennen nur dieses, sind also sogenannte Digital Natives. Unser Auftrag als LehrerInnen ist es, den Kindern den SINVOLLEN Einsatz dieser Medien näherzubringen. Wissen ist eine HOLschuld, das Internet unterstützt uns dabei. Wir müssen lehren, wie und wo die Informationen abgerufen werden können, unter Berücksichtigung von Safer Internet und Datenschutz. Wir müssen die große Chance nutzen, den Risiken begegnen, auch um international den Anschluss nicht zu verlieren.
Vielen Dank für das Interview, Mama, äh, Frau Expertin. :)
Stephanie Gaberle
Nachhilfelehrerin bei Easy Success
Zum Glück sitze ich in kritischen Bildungsfragen aller Art familiär direkt an einer Quelle aus gut ausgebildeten Pädagog_innen. Elisabeth Gaberle ist Vizerektorin der NMS Radenthein in Kärnten
und verantwortlich für alles, was es dort an technischen Neuerungen gibt. Ein Grund für mich, einmal nachzufragen, wie die Umsetzung in der Schule denn so funktioniert.
Was hat dein Interesse an digitalen Medien für den Unterricht geweckt?
Im Jänner 1986 kam ein Mathematik-Professor an der PÄDAK des Bundes in der Steiermark in unseren Gruppenraum und fragte, ob irgendjemand Interesse hätte, die Ausbildung für den Drittgegenstand Informatik zu absolvieren. Ich hatte bis dorthin (außer den ATARI-PC eines Studentenheim-Kollegen, der nur zu Spielzwecken gebraucht wurde) keinerlei Berührungspunkte mit der digitalen Welt. Nach einer kurzen Orientierungsphase („Was ist ein Computer ;)“) entschied ich mich dafür, als eine der ersten Lehrer_innen in Österreich (im Februar 1988) die Lehramtsprüfung für das Fach Informatik abzulegen. Bald war für mich klar, dass man diese Ressourcen auch im „normalen“ Unterricht einsetzen kann. In der Mathematik ist vieles durch Algorithmen darzustellen. Später, als die Umstellung von der Hauptschule zur Neuen Mittelschule stattfand, entwickelte sich die Funktion des/der e-Learning-Beauftragten. Meine Aufgabe wurde es, die Kolleginnen/Kollegen vom Mehrwert des e-Learnings zu überzeugen. So musste ich mich auch berufsbedingt intensiv mit dieser Materie beschäftigen.
Was sind die Vorteile beim Einsatz von digitalen Medien?
Die MOTIVATION der SchülerInnen – Jeder, der in einer Klasse digitale Medien einsetzt, kann die leuchtenden Schüler_innenaugen beobachten, wenn sie Tablets in die Hand bekommen, um darauf Rechenbeispiele zu lösen. Die Reaktion wird man mit einem Arbeitsblatt mit den gleichen Beispielen, die schriftlich gerechnet werden sollten, eher nicht sehen.
Den zweiten Teil des Interviews gibt es beim nächsten Mal.
Eure Stephanie Gaberle,
Nachhilfelehrerin
Da ich mich viel mit den vielfältigen Definitionen von Vertrauen beschäftige, finde, dass dieses Thema ein großer Faktor für meine viel gerühmte Motivation ist und auch viel damit zu tun hat, ob man eine authentische Lehrperson abgibt, habe ich zu diesem Thema ein Buch gelesen. „Schnelligkeit durch Vertrauen“ von Stephen M. R. Covey richtet sich in erster Linie an Selbstständige und ist, ganz einfach gesagt, ein Ratgeber zur Verbesserung des eigenen Unternehmens. Als Werkzeug, so bezeichnet der Autor es selbst, nimmt er unsere subjektive Überzeugung, sich auf etwas verlassen zu können, nämlich das Gefühl Vertrauen.
Da dies viel mit der ebenso von Menschen kreierten Ethik zu tun hat, die für die Gesellschaft einen sicheren Rahmen darstellt (gewisse Dinge „tut man einfach nicht“), kann man Coveys Buch als Nachschlagewerk für Ethikrichtlinien betrachten. Für Manager. Für alle Manager? Ob das ethisch vertretbar ist, können wir vielleicht an einem anderen Zeitpunkt hinterfragen.
Covey sieht Vertrauen als die „höchste Form der menschlichen Motivation“ und wehrt sich gegen die Annahme, Vertrauen sei „entweder vorhanden oder nicht“. Seiner Meinung nach ist dieses grundlegende, wichtige Gefühl ein Mittel zur Effizienzsteigerung, zur Verbesserung des eigenen Unternehmens. Covey beschreibt Vertrauen nicht als eine Sache, die abstrakt, nicht greifbar und außerhalt unseres Wirkungsbereichs liegt, sondern als Werkzeug, als harten Faktor, der sich messen lässt und nachweislich positive Ergebnisse bringt. Er schwört, +10% Vertrauen seien 36% Gehaltssteigerung für alle Mitarbeiter gleichzusetzen und Ergebnisse würden schnell sichtbar, setze man seine Ratschläge richtig um. „Vertrauen spürt man sofort, wenn es da ist.“ Mit insgesamt 13 Regeln und einem kompletten Konzept mit konkreten Ansätzen vertritt Covey die Ansicht, dass sein Weg wirklich jedem Unternehmen helfen kann.
Vor allem für Manager ist dieses Buch ein Ratgeber für die Odyssee auf der Suche nach mehr Glaubwürdigkeit. Denn sie ist, was der Autor mit Nachdruck und oft wiederholt, der Schlüssel zum Aufbau von Vertrauen.
Betrachtet man die Sache eine Ebene tiefer, stellt man fest, dass man in Coveys Werk auch einen tieferen Sinn erkennen kann – vorrangig stellt er nämlich Fragen über das eigene Verhalten und ermutigt, Glaubwürdigkeit nicht nur aus geschäftsorientierten, sondern auch privaten Gründen zu verstärken. Er will dazu animieren, Selbstbewusstsein zu entwickeln, zu fördern und dadurch zur Verbesserung des eigenen Umfelds beizutragen. Beim Begriff „Selbstbewusstsein“ reden wir nicht nur von einem gesunden Selbstvertrauen in seine Fähigkeiten und seine Präsentation nach außen, sondern vom wahrhaftigen Bewusst-Sein seiner eigenen Charakterentwicklung und der Reflexion darüber. Klingt nach viel Arbeit, ist es wahrscheinlich auch.
Coveys für seine Leserschaft festgesetztes Ziel ist es, Vertrauen systematisch aufzubauen und sich nicht darauf zu verlassen, dass es sich von selbst entwickelt. Vor allem in Unternehmen, wo Druck und Commitment eine große Rolle spielen, kann Gruppendynamik in einem potentiellen Schlachtfeld enden. Laut ihm ist es wichtig zu erkennen, wo angesetzt werden muss, um selbst den kleinsten Vertrauenskeim schnell zu umsorgen und laufend zu behandeln. Der Schlüssel dafür: Glaubwürdigkeit. Diese bereits erwähnte Eigenschaft kann allerdings nur anhand gewisser Faktoren erreicht werden, wie Covey in dieser Grafik beschreibt.
Covey definiert Integrität als etwas, das nur durch gewissenhafte Arbeit an sich selbst erreicht werden kann. Dinge, die man sagt, auch zu tun. Eine gewisse Rechtschaffenheit und Verlässlichkeit an den Tag zu legen.
Beim Thema Absicht spricht er von Motiven, der eigenen Agenda, warum man sich dazu getrieben fühlt, gewisse Aktionen zu setzen. Die Beschäftigung mit dem eigenen Charakter dient als Grundvoraussetzung dafür, ansonsten wird man das Stadium nie erreichen, Derartiges überhaupt zu erkennen.
Die Punkte Fähigkeiten und Ergebnisse werden mit dem Begriff Kompetenzen umfasst und beschreiben das erworbene Vermögen, sich in der Welt zurecht zu finden und hilfreiche Dinge anzueignen, umsetzen zu können und dies auch auszustrahlen. Kompetenzen sind also ebenso eine Grundvoraussetzung für das Erreichen von Glaubwürdigkeit.
Lässt man sich also darauf ein und gießt weiter das zarte Pflänzchen namens Vertrauen, verspricht Corvey rasches Wachstum mit Bio-Dünger – Verbesserung auf persönlicher Ebene, egal ob in Arbeit, Schule/Studium oder Privatleben, eine Strategie, bei der es nur Gewinner geben kann. Auf jeden Fall ein interessanter Ansatz.
Stephanie Gaberle,
Nachhilfelehrerin